Da es gestern in Bariloche noch geschneit hat, entscheiden wir uns den argentinischen Sommer an der wärmeren Ostküste abzuwarten. Ausserdem haben wir uns entschieden anstatt der Ruta 40, die viel schönere und etwas abenteuerliche Carratera Astral zu fahren, die auch im Sommer sehr kalt sein kann. Deshalb führt uns unser Weg jetzt erstmal weg von den Anden Richtung Meer.
Pigüe – zweiter Anlauf für Villa Epecuen
Am Samstag starten wir dann wieder frisch, nach 11h Schlaf, in den Tag und erkunden Pigüe.
Pigüe ist ein kleines, aber feines Städchen und wirkt durch die Kopfsteinpflaster Strassen fast sogar ein wenig antik. Wir genehmigen uns im modernen Bistro „Juliette“ einen Kaffee mit Medialunas und schreiben an unserem Blog weiter.
Später, auf Erkundungstour entdecken wir beim Stadtpark zufällig das alljährliche Primavera- Festival. Wir folgen allen anderen Leuten und kommen an diversen „Chilbiständen“ vorbei. Beim Hauptplatz steht eine Bühne auf der argentinische (hauptsächlich Rock-) Bands spielen. Es gibt viele Essensstände mit Choripan und Papas fritas und sogar ein paar nicht unbedingt vertrauenerweckende Chilbibahnen. So verbringen wir den Abend unter den Mate trinkenden Argentinier und lassen uns die aufkommende Kälte nicht anmerken.
Um ca. 22Uhr dann doch nochmals kurz nach hause um wieder aufgewärmt das Nachtleben zu erkunden. Kaum sind wir jedoch in der Wohnung angekommen, steht Martin, unser Gastgeber, welcher gerade aus seinem Urlaub aus Rio zurück gekehrt ist, in der Tür. Wir quatschen und trinken Wein. Später gehen wir zusammen nochmals raus. Nur ein Cerveza;-) Dann warn’s doch ein paar mehr. Der nächste Morgen dankt…
Der Sonntag zeigt sich wolkenverhangen und windig. Martin lädt uns zum Mittagessen ein, in einer Tankstelle. In Argentinien ist dies üblich, sich mit Famile oder Freunden in der Tankstelle zum Essen zu treffen. Danach zeigt er uns die Umgebung von Pigüe und wir fahren zu den nahgelegenen, ca. 1000m.ü. M. hohen „Bergen“. Ganz nebenbei erwähnt er, als wir einen kleinen Hügel hoch laufen, dass es da sehr giftige Schlangen gibt und wir etwas aufpassen sollten. Urs freut sich!
Zurück bei der Farmacia von Martin, zeigt er uns sein Haus, welches er mit zwei Freunden seit 2012 am erbauen ist. Auch wenn es erst halbfertig ist, lässt es bereits erahnen, wie gross und prunkvoll es werden wird. Es ist insgesamt auf vier Stöcke verteilt, es gibt eine riesige Terasse, drei Grillstationen für Asado, ein Industrielift und zuoberst eine Aussichtsplatform. Schade ist es noch nicht fertig und wir dürfen auf einer Gallerie über der Küche nächtigen. Am Abend dann kommen wir in den Genuss unseres zweiten Asados, zusammen mit den Freunden von Martin. Vollgegessen gehen wir dann zu Bett. Leider ist es weiterhin eisigkalt in der Wohnung, die Gasheizung in Gang zu bringen ist nicht so einfach wies aussieht…
Am nächsten Tag starten wir wieder mit einem Kaffee im „Juliette“. Danach fährt Martin extra mit uns nach Villa Epecuén. So bekommen wir doch noch die Chance, bei strahlend blauem Himmel, die versunkene Stadt in echt zu bestaunen.
Auf dem Rückweg machen wir noch halt beim Busterminal und Martin hilft uns, Tickets zu reservieren und abzuklären, ob die Mitnahme der Velos in Ordnung geht. Am Abend kocht Urs eine seiner vielen Spezialitäten und Franziska backt Vollkornbrot.
Der Dienstag verläuft ruhig und wir geniessen die wärmende Sonne auf der Dachterasse von unserem Gastgeber.
Am Nachmittag packen wir unsere Sachen zusammen für die Frühe Busfahrt am nächsten Tag. Danach gehen wir mit Martin zuerst auf den Friedhof von Pigüe und dann zu seiner Autogarage, da er vor kurzem einen Unfall hatte, und sein Auto noch in Reperatur ist. Sein Mechaniker ist ein 67 jähriger, grauhaariger Mann. Er ist ein Freigeist und hat auch schon mehrere Monate unter einer Brücke gelebt. „Die Leute haben mir ja immer Essen gebracht“. Seine Werkstatt ist sehr chaotisch,schmuddelig und zeugt von Kreativität. Es stehen überall uralte, verrostete Autos herum. Er erzählt uns mit welchem Auto er schon wohin gereist ist und was er bei welchem Auto selbst repariert hat. Ich zeige ihm ein Foto vom Oldtimer meines Vater. Er erkennt die Marke sofort.
Auf dem Rückweg werden wir von einer Freundin von Martin gleich zum Pizzaessen eingeladen (sie hat drei Jahre in Italien gelebt). Die Pizzas sind sehr lecker! Nur leider übertreiben es die Argentinier immer ein wenig mit dem „Mozarella“…Danach um 23Uhr noch ein Helado in der Eisdiele und wir sind schon wieder völlig überessen. Wie war das nochmals mit dem Fahrrad fahren und abnehmen?! Die Nacht verläuft dementsprechend schlaflos und kurz, weil um 4.30Uhr schon wieder der Wecker klingelt.
Viedma – Startpunkt des Tren Patagonico
Schon um 4h30 stehen wir wieder auf um den Bus Richtung Viedma zu erwischen. Der Wecker klingelt, wir stehen auf und springen sofort auf unsere Fahrräder. Um 5h15 sind wir am Busterminal und packen unsere Velos in Plastik ein, welches Martin uns netterweise zur Verfügung gestellt hat.
Um 5h30 fährt der Bus – gemäss Fahrplan jedenfalls. Das Verladen der Fahrräder ist diesmal etwas einfacher. Wir kriegen für sie sogar sogar ein Ticket, was uns ungemein beruhigt. Der Bus ist aber so mit Gepäck überfüllt, dass Franziskas Velo kurzerhand in einen anderen Bus geladen wird, der bis zur Hälfte der Strecke die selbe Route fährt. Wir hoffen, dass die Fahrräder heil und am richtigen Ort ankommen und steigen in den Bus. Um 7h00 fährt er ab.Die meiste Zeit der Fahrt schlafen wir. Draussen verändert sich die Landschaft kaum. Alles flach, bis zum Horizont. Zu sehen gibt es nun aber ausser Kühen auch mal Schafe oder Strausse.
Franziska wird in Bahia Blanca kurz nervös, als es ums Umladen ihres Fahrrads geht. Das steht aber einfach so am Terminal und wartet darauf, dass es jemand mitnimmt. Zum Glück sind wir‘s! Im Bus hat es jetzt wieder Platz. Die Busse funktionieren auch wie eine Spedition hier in Argentinien und alle Pakete wurden wieder ausgeladen. Leute hat es im Bus nämlich kaum.
Wir fahren weiter nach Viedma und kommen circa um 14:00 Uhr an. Der Busbahnhof liegt etwas außerhalb des Zentrums. Wir entscheiden uns am Rio Negro zu Mittag zu essen und fahren deshalb zuerst durch die halbe Stadt.
Der Verkehr in Viedma ist chaotisch und die Stadt wirkt eher arm. Wir essen am Fluss zu Mittag und gönnen uns dann in der nächsten Heladeria einen Kaffee. Um 17:00 Uhr fahren wir dann weiter zu unserer heutigen Unterkunft. Unser Gastgeber heißt Cristian und hat auf Couchsurfer sehr viele gute Referenzen. Als wir in seiner Wohnung ankommen merken wir aber, dass Cristian zwar sehr nett ist, aber nicht gerade eine Freund von Ordnung und Hygiene. Fränzi ist begeistert, besonders wegen den zwei Hunden die auch in dieser Wohnung leben, und überlegt sich sogleich wie sie die Nacht möglichst keimfrei übersteht.
Cristian studiert zur Zeit Physiotherapie und trainiert Maximalkraft. Um möglichst rasch Muskeln aufzubauen muss er viele Proteine essen. Dazu isst er verschiedene Pulver und auch ganz gerne Eier. In seinem Kühlschrank entdecken wir gleich vier große Kartons – sagenhafte 120 Eier. Cristian geht nochmals zur Arbeit und wir kochen für uns alle ein Gericht mit Eiern. Danach geht’s früh ins Bett. Wir bleiben einen weiteren Tag in Viedma, da wir noch Zugtickets nach Bariloche organisieren müssen. Zum ersten Mal geht das einfacher, da es sich um einen Touristenzug handelt und sie sich an Fahrräder gewöhnt sind. Anschliessend suchen wir eine Buchhandlung kaufen uns zwei spanische Bücher und geniessen den Tag am Fluss. Zu Mittag gibt es ein sehr leckeres Choripan von einem Streeetfoostand, das wir auch am Fluss essen. Dies unter strenger Beobachtung von wilden Hunden. Fränzi is(s)t erneut begeistert!
Zu Abend essen wir dann in einer neuen Bar namens Roma. Urs bestellt als Vorspeise eine Portion Papas Fritas mit karamellisierten Zwiebeln und mit Käse überbacken. Geliefert wird eine riesige Pfanne, woran sich schliesslich drei Personen satt essen. Dies für fantastische 150 Peso. Wir schauen noch argentinische Champions League, genehmigen uns ein paar Bier und gehen dann schlafen.
Am nächsten morgen packen wir unsere sieben Sachen und machen uns auf den Weg nach El Condor. Endlich wieder mal Fahrradfahren! Dort erwartet uns ein riesiger Sandstrand, gutes Wetter und die grösste Papageikolonie der Welt.
Wie immer spannend zum lesä und schön z’gseh, dassers guet hend und s’Lebä gnüsset. Einzig s’horizontale scrolle im letschte Abschnitt isch bitz anstrengend gsi 😉
Gueti Ziit und bis zum nöchste Blog ✌️💪
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