Cali – Zarzal 157km
Silvan ist da! Sein Fahrrad nicht. Das nahm einen anderen Weg über den Atlantik und wird gemäss Flughafenpersonal erst in zwei Tagen eintreffen. Dafür wird es direkt zu unserem Airbnb geliefert. Hoffen wir. Uns passt das ganz gut, denn so müssen wir das Fahrrad nicht in das kleine Auto von Sebastian zwängen. Er hat sich freundlicherweise dazu bereiterklärt den Taxidienst zum Flughafen zu übernehmen.
Silvan ist müde als er ankommt. Die 7 Stunden Zeitverschiebung zu Europa sind nicht ohne. Und die 5 Tage durchfeiern am Eidgenössischen Schwingfest, direkt vor seinem Abflug, auch nicht. Aber er steckt das gut weg, trainiert er doch jährlich sein Durchhaltevermögen an der Fasnacht und vielen Schwingfesten.Während der Rückfahrt in die Stadt erhält er gleich einen ersten Eindruck von Cali. Wir passieren sehr schäbige Viertel, aber auch Strassen gesäumt von edel anmutenden Restaurants und Cafés. Halten wir an einer Ampel, sind immer gleich Scheibenputzer zur Stelle, die ein paar Cents dazuverdienen wollen. Und die Trottoirs sind grösstenteils Menschenleer. Falls man Abends noch weg will, nimmt man aus sicherheitsgründen sein Auto oder ein Taxi. Willkommen in Cali!
Im Airbnb erwartet uns Fränzi. Sie ist zu Hause geblieben und hat Falafel für uns alle vorbereitet. Alles selbstgemacht, vom Falafel bis zum Fladenbrot. Super lecker! Es lohnt sich eine so talentierte Köchin mit auf der Reise zu haben! Wir essen draussen im Innenhof und erfreuen uns der vielen Geschichten, die Silvan aus der Schweiz mitbringt.Für seinen ersten Tag in Cali haben wir die volle Touristenpackung geplant. Silvan hat schliesslich nur 3 Wochen Zeit in Kolumbien. Als wir unserem Host, Sebastian, von den heutigen Plänen erzählen, schliesst er sich uns spontan an.
Zuerst gehts hoch zum Cristo Rey, einer Jesus Statue auf dem Hausberg. Ähnlich derer von Rio, nur etwas kleiner. Wir fahren aber sowieso wegen der Aussicht hoch und nicht wegen der Statue. Es ist etwas dunstig, so sieht man nicht einmal das Ende der Stadt. Dennoch sehr eindrücklich die Ausdehnung von Cali zu sehen.


Die Stadt ist in den letzten Jahrzehnten enorm gewachsen. Und wie es aussieht ohne all zu viel Planung. So hat sie sich wie ein Teppich auf der Ebene ausgerollt. Die Infrastruktur wuchs, wie so oft, nicht im selben Tempo mit und ist heute vorallem in den äusseren Vierteln dürftig. Mit uns ist eine Schulklasse auf dem Aussichtspunkt. Zuerst hören wir hier und da ein leises „Gringos“ geflüstert. Allmählich trauen sich dann die ersten Draufgänger beim vorbeilaufen „Hello – how are you.“ zu sagen und plötzlich sind wir von der ganzen Schulklasse umringt. Einige möchten mit uns Englisch lernen, die meisten sind aber nur daran interessiert, was wohl die drei Gringos in Cali machen. Denn wie schon im vorherigen Artikel erwähnt: Trotz der grossen Bekanntheit von Cali, kommen nur wenige Touristen hier her.
Wir fahren wieder hinab in die Stadt zu einer der Hauptattraktionen Calis. Dem Parque de los Gatos/Katzenpark. In einem kleinen Park am Fluss haben ein paar Künstler Katzenstatuen verziert und aufgestellt (hier zeigt sich erneut, weshalb sich nicht viele Touristen nach Cali verirren. Hauptattraktion? Verzierte Katzenfiguren.).


Vor allem gehen wir da hin um ein paar gute Fotos für unsere „Katzen-WhatsApp-Gruppe“ mit Sarah, Mirja und Simon zu schiessen. Also Chinesen-Style hin, Fotos knipsen und sofort weiter. Für Silvan gibts beim Katzenpark noch eine weitere Attraktion. Gleich beim Park gibt es einen kleinen Parkplatz mit ca fünf Feldern. Diese werden bewacht, und zwar von einem privaten Wachmann mit Pumpgun. Wir haben uns schon so sehr an solche Szenen gewöhnt, dass es uns erst gar nicht auffällt. Silvan hingegen wundert sich. Braucht es wirklich eine Pumpgun, um am helllichten Tage in einem guten Viertel Parkplätze zu bewachen? Sicherer fühlt man sich so keinesfalls.
Weiter geht die Touristenfahrt ins Altstattviertel, San Antonio. Schöne alte Gebäude sind spärlich erhalten geblieben. Beim Schlendern entdecken wir „La Linterna“. Und das ist nun definitiv einen Besuch in Cali Wert! La Linterna ist eine alte Plakatdruckerei. Und immer noch in Betrieb. Alle Plakate werden auf alten mechanischen Plakatpressen hergestellt. Die Negative dazu schneiden Sie per Hand zu. Maximal vier Farben pro Plakat sind möglich, denn jede Farbe wird nacheinander auf die Rollen aufgetragen und aufs Papier gewalzt. Für ein einzelnes Plakat sind viele Arbeitsschritte und viel tüfteln notwendig. Die Leute die hier arbeiten sind definitiv mehr Künstler als Handwerker.





Wir verlassen La Linterna und laufen auf einen kleinen Hügel zu einer der bekanntesten Kirchen der Stadt. Sie ist schön, aber mässig beeindruckend. Wir sind in Europa umgeben von so eindrücklichen Bauten, dass es einem manchmal schwerfällt, sich für noch eine mässig-schöne Kirche aus der Kolonialzeit zu begeistern. Also sagen wir ein paar mal „muy lindo“ und suchen uns ein nettes Café. Sebastian hat einen Geheimtipp. Nur wenige Blocks entfernt, betreten wir durch einen unscheinbaren Eingang, einen wunderschönen kolonialen Innenhof.



Wir setzen uns an einen Tisch und bestellen bei einer, in traditionelle Kleidung gehüllter, Frau 4 Himbeershakes. Die Shakes sind köstlich und wir geniessen die koloniale Atmosphäre. Die Frau setzt sich an ihren Tisch in der Nähe und arbeitet weiter an dem Schmuck, den sie gerade herstellt. Nach 5 Minuten steht sie plötzlich wieder bei uns am Tisch und beginnt zu Plaudern. Zuerst über Heilpflanzen, Energien in der Umwelt und andere Wundermittel. Sie schweift aber immer mehr ab und sagt, dass dies alles durch die spanische Kolonialisierung zerstört und ihr Volk ermordet wurde. Damit hat sie sicherlich nicht unrecht. Doch führt sie ihren Monolog weiter und irgendwann fängt sie an uns persönlich zu beschuldigen. Wir persönlich seien verantwortlich für ihr Leid, die Kolonialisierung und die dadurch entstandenen Schäden. Zum Spass sagen wir noch, dass wir Schweizer doch gar nicht daran teilgenommen hätten?! Der Einwurf verschallt aber ungehört. Die Dame wirkt etwas verwirrt und die ganze Situation ist etwas unangenehm. Wir zahlen und gehen. Via Markt und Mittagessen (15h00) gehen wir nach Hause um uns vor der Hauptattraktion Calis etwas auszuruhen.

Wir gehen Salsa tanzen! In der Topa Tolondra, einem der ältesten und wichtigsten Salsa-Clubs Calis (und somit der Welt). Silvan ist ein hervorragender Tänzer und zeigt den Locals hier wies gemacht wird!.. okay, nur der erste Teil dieser Aussage ist wahr. Denn die Einheimischen tanzen wirklich gut und schnell. Ein paar professionelle Tänzer sind auch wieder mit von der Partie. Unglaublich wie die sich bewegen! Wir tanzen hin und wieder European-Style, geniessen den Abend, die Stimmung und eine kleine Flasche Rum.
Kolumbiens inoffizielles Arbeitsmotto ist „mañana/morgen“. Wir hoffen auf eine Ausnahme. Denn Silvans Fahrrad sollte heute geliefert werden. Wird es das nicht, verzögert sich unsere Abfahrt mit jedem „mañana“ um einen Tag. Wir lassen es heute ruhig angehen. Ausser warten aufs Fahrrad steht nur einkaufen für die Weiterreise auf dem Programm. Und Silvan hat sich zu lange Trekkinghosen gekauft, weshalb wir noch zu einem Schneider möchten. Wir fragen Sebastian, wo der nächste Schneider sei? Gleich zwei Blocks weiter, aber wir könnten auch einfach zu seiner Tante fahren, sie hätte eine Nähmaschine. Auch das ist Kolumbien. Man kennt immer jemanden, der hat was man braucht. Man kann sich zwar nicht alles leisten, aber hilft sich aus. Wir fahren zu seiner Tante. Rasch sind die Hosen gekürzt, das Haus gezeigt (inkl. illegal gehaltenem Papagei in der Garage) und wir befinden uns wieder auf dem Weg ins Zentrum.

Auf dem Weg zurück fahren wir an verschiedenen nicht bebauten Grundstücken vorbei, auf denen ein Schild steht, das explizit sagt: „Dieses Grundstück steht nicht zum Verkauf!“. Sebastian erklärt uns wieso: Es gibt und gab in der Vergangenheit in Cali viele Fälle, wo ein Grundstück verkauft wurde, das dem Verkäufer gar nicht gehört. Dazu wurden die Urkunden gefälscht und eine Scheinfirma aufgebaut. Sobald das Geld für das Grundstück überwiesen und der Betrug aufgedeckt wurde, war der Verkäufer dann schon über alle Berge. Auch das ist Kolumbien;-). In der Zwischenzeit trifft das Fahrrad ein. Alles da, keine Schäden und so steht der Weiterreise nichts im Weg. In Windeseile packen und kochen wir, denn als letzter Programmpunkt in Cali steht noch ein Fussballspiel an. Cali vs Barranquilla. Das Spiel ist mässig besucht und von mässiger Qualität. Calis Fankurve hingegen ist grossartig. Sie singt und tanzt das ganze Spiel durch. Egal was das Team auf dem Rasen macht, in der Fankurfe herrscht eine riesen Party. Die Fans auf den Rängen bewerten die mässige Leistung des Teams hingegen etwas kritischer.
Es wird mitgefiebert, aufgesprungen und viiiel geflucht. „hiju puta“ ist der Favorit. Zum Schluss gewinnt Cali das Spiel in extremis und alle sind happy.Zu dritt fahren wir am nächsten Morgen los. Zuerst 20km raus aus der Stadt und dann entlang und auf der Autobahn weitere 50km bis nach Costa Rica.



Kurz nachdem wir die Stadt verlassen haben, treffen wir auf vier jugendliche Venezolaner, die Richtung Medellín laufen. Mit dabei haben sie fast nichts. Wir halten an. Sofort fragen sie, ob wir was zu essen hätten. Ganz offensichtlich haben sie heute noch nichts gegessen. Wir geben ihnen von unseren gekochten Eiern und etwas Wasser. Und von Fränzis Hummus, der aber gar nicht gut ankommt=). Vor allem halten wir aber an, weil Silvan aus der Schweiz etwas Kleidung mitgebracht hat, die er nicht mehr benötigt. Er hält die Tasche hin und fragt, was sie denn brauchen könnten? Zuerst schauen sie skeptisch in die Tasche um dann ganz schnell und mit leuchtenden Augen „todo“ zu sagen und schnell zuzugreifen.
Wir fahren weiter nach Ginebra (Genf) und Costa Rica. Viele Dörfer tragen hier sehr vertraute Namen. Es gibt ein Andalucía, La Suiza, Alaska, Tenerife, Montenegro, Armenia, Filandia, Palestina und viele mehr. Die Spanier waren wenig originell beim vergeben von Ortsnamen. Es ist heiss. Entlang von Zukerrohrfeldern entfernen wir uns immer weiter von Cali. Ab und zu überholt uns ein Lastwagen mit bis zu fünf Anhängern, der Zuckerrohr transportiert und zu einer Zuckerfabrick unterwegs ist. Zuckerrohr bestimmt hier die Landwirtschaft. Benötigt wird er nebst der Zuckerproduktion zur Herstellung von Aguardiente – einem nach Ouzo schmeckenden Schnapps.
Nachmittags treffen wir in Costa Rica beim Casa Ciclista von Héctorino ein. Er besitzt ein Restaurant/eine Bike-Vermietung, wo Fahrradreisende gratis ihr Zelt aufstellen dürfen.

Enthusiastisch begrüsst er uns und beginnt gleich damit uns alles über die Region zu erzählen. Hier ein Wasserfall, da ein Aussichtspunkt – alles wieder mal muy lindo. Wir sollen mindestens noch einen Tag bleiben. Da wir erst gerade losgefahren sind, lehnen wir höflich ab. Das tut seiner Redelust aber keinen Abbruch. Héctorino ist sehr gesprächig. Durch Zufall finden wir etwas witziges heraus. Er hat sein Casa vor 3 Jahren eröffnet. Sein erster Besucher war ein gewisser Gilberto. Ihr erinnert euch? … Genau der Gilberto & Conny, mit denen wir auf der Carretera Austral eine Woche unterwegs waren und die wir in Mexico im November besuchen möchten. Rasch nehmen wir ein Gruppenfoto auf und senden es nach Norden.
Auf Silvan wartet abends eine böse Überraschung. Sein Mätteli hat ein Loch und verliert Luft. Wir versuchen es zu flicken, doch es verliert nachts Luft und er wacht regelmässig auf.Weiter gehts nach Zarzal. Zum Start fahren wir eine Offroad-Abkürzung um die Gesamtstrecke auf 90km zu verkürzen. Die Strecke ist schön, kürzer und langsamer. Die Abkürzung führt entlang eines Flusses und durch Zuckerrohrfelder. Zeit sparen wir am Schluss keine, gelohnt hat sich trotzdem.


Danach gehts wieder auf die Autobahn bis nach Buga, wo wir einen kleinen Stop einlegen wollen. Hier soll eine der schönsten Kirchen des Landes stehen. Normalerweise fahren wir nirgends hin, nur wegen einer Kirche. Liegt ja aber sowieso am Weg. Also fahren wir in das Städtchen hinein. Und werden positiv überrascht. Buga taucht auf keiner Touri-Karte auf, hat aber durchaus Charme! Wir machen die obligaten Kirchen-Fotos und gönnen uns einen Kaffee.
Kurz was zum Thema Kaffee: Der Kaffee ist hier natürlich – Überraschung – einer der besten weltweit! Eine Tasse Kaffee kostet üblicherweise im Restaurant nicht mehr als 70 Rappen, wobei eher CHF 0.35 normal sind. Für uns Kaffee-Junkies echt ein Traum!
Bis nach Zarzal folgen wir weiter der Autobahn. Dort empfängt uns Álvaro. Hectorino hatte uns seinem Kontakt gegeben. Álvaro beherbergt auch gratis Fahrradreisende. Er hat aber gleich schlechte Nachrichten. In seinem Haus finden Bauarbeiten statt, weshalb er uns nicht bei sich unterbringen kann. Er hat uns dafür eine Unterkunft gebucht und bezahlt. Unglaublich nett! Er hätte Tags zuvor, als wir ihn kontaktiert hatten, auch einfach sagen können, dass es nicht geht und wir hätten dann was anderes gesucht. So erhalten wir nun eine Unterkunft offeriert. Die Unterkunft ist dann eher Bolivian-Style. Aber wie sagt man so schön? Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul. Wir richten uns ein und treffen uns um 6Uhr erneut mit Álvaro zum Abendessen. Wir essen eine lokale Spezialität und gehen dann in den Park um den besten Kaffee in der Stadt zu trinken. Der wird auf der Ladefläche eines Tuktuks in Handarbeit hergestellt. Und schmeckt genau so köstlich wie erwartet!


Zarzal – Pereira 145km
Trotz einfacher und schmuddeliger Unterkunft, spürten wir die 100km vom Vortag gut in den Knochen und haben dementsprechend gut und tief und fest durchgeschlafen. Nachdem wir wieder alles in unsere Taschen und an unsere Räder geladen haben, treffen wir uns nochmals mit Alvaro um gemeinsam zu frühstücken. Das heisst, wir frühstücken und er möchte für uns bezahlen. Doch nachdem er nun schon unsere Unterkunft und das Nachtessen von gestern übernommen hatte, sind wir jetzt schneller und begleichen die Rechnung bevor er dazu kommt. Zum Abschied schenkt er uns je eine Schachtel von den typisch kolumbianischen Panelagummidinger zur Stärkung für unterwegs und wünscht uns „buena suerte“.

Dann sind wir on the road again. Schon bald kommen die ersten Steigungen und unser Weg führt uns immer weiter in die Hügellandschaft der berühmten „Zona Cafetera“. Es wird wieder grün. Bananenplantagen und verschiedenste Bäume und Pflanzen säumen die Strasse.

Es ist heiss und drückend. Für Silvan stellen die sehr steilen Strassenabschnitte eine extra Herausforderung dar. Es ist überhaupt seine erste Fahrradtour, das erste Mal mit Gepäck und heute stehen auch gleich schon seine ersten rund 1000 Höhenmeter an. Gestern noch hatte er gesagt, er möchte gerne mal richtig an seine körperlichen und mentalen Grenzen kommen. Das kleine, steile und unasphaltierte Strässchen, welches nach 5h schweisstreibenden Fahrradfahren noch auf uns wartet, kommt diesem Ziel schon sehr nahe.



Da kommt uns ein kühles, blondes auf dem kleinen, farbenfrohen Dorfplatz, der plötzlich aus dem Nichts vor uns auftaucht gerade recht.

Es ist Sonntagnachmittag. Es gibt zwei Beizen und eine Empenadas Verkäuferin. In der Dorfplatzmitte steht ein grosser Baum wo ein Willy-Jeep und Taxis drum herum parkieren. In den Beizen sitzen ältere Männer, mit einem ganzen Tisch voller leeren Bierflaschen vor sich. Aus dem übergrossen Lautsprecher tönt Musica Colombiana, so dass man sein eigenes Wort kaum versteht. Der Dorfpolizist flirtet mit der Servierdame in der Beiz gegenüber. Irgendwann kommt ein weiteres Taxi hinzu. Zwei Männer und eine Frau steigen aus. Beide Männer torkeln völlig betrunken zu einem freien Tisch und bestellen zwei weitere Cervezas. Die ganze Szenerie ist echt amüsant.

Wir geniessen das kühle Bier und machen uns dann auf unsere letzten drei Kilometer, welche wieder etwas hinunter bis zur Kaffee Finca führen, wo wir heute campen wollen. Als wir dann irgendwann den richtigen Weg gefunden haben und da ankommen, werden wir erstmal von rund neun Hunden begrüsst. Neun!!!? Fränzi ist mässig begeistert. Die Hunde sind aber dann doch recht lieb und lassen uns nach der ersten Begrüssung wieder in Ruhe. Der Besitzer der Finca hingegen nicht. Er sprüht voller Energie und Euphorie und lässt uns mit seinen hektischen Gestikulierungen und seinem lauten und fordernden Tonfall eher nervös werden als dass wir uns nach dem harten Tag hätten entspannen können. Es gibt erstmal ein Cafecito zur Begrüssung und wir bekommen einen Einblick in das Haus, dass er mit seiner Frau (und seinen neun!? Hunden) bewohnt. Die Küche wäre zwar schön und geräumig, ist aber mit allerlei Dreckgeschirr, Esswaren und Küchengeräte vollgestellt. Einer der Hunde macht sich gerade an einer benutzten Bratpfanne welche auf der Herdplatte steht zu schaffen und die Katze (ah ja, sie haben auch noch eine Katze) stolziert über die Küchenablage, ebenfalls auf der Suche nach etwas Essbarem. Wir sind jedenfalls einmal mehr froh, unser Zelt aufstellen und unsere eigenen Kochutensilien gebrauchen zu können.

Wir machen uns eine grosse Gemüse- Reispfanne und lassen den Abend bei einem wunderschönen Sonnenuntergang und mit einer Packung Oreos ausklingen.


Ah, apropos „klingen“; mitten in der Nacht stimmen die neun?! Hunde plötzlich ein fünf minütiges Jaulkonzert in voller Lautstärke an. Warum auch immer?! Dann, als hätte jemand den Schalter umgedreht, ist es wieder ruhig.Am nächsten Tag gönnen wir uns einen Ruhetag und machen eine Kaffeeführung durch die Kaffeeplantage vom Fincabesitzer. Leider ist er wie am Tag zuvor wieder sehr hektisch unterwegs und es gelingt ihm kaum auf konkrete Fragen einzugehen. Wir erfahren nur wenig über Kaffee und nicht mal eine Degustation gibt es am Schluss. Naja, unseren Spass haben wir glücklicherweise trotzdem.






Im stolzen Preis von fast 20.- / p. P. ist auch ein Mittagessen inbegriffen. Zu unserer Erleichterung gehen wir mit dem Besitzerpaar auswärts, in eine Finca nahe des Dorfplatzes essen. Es ist eine kleinere Finca, mit Ziegen, einem Papagei, Pfau und Hühnern. Das Haus ist bunt bemalt, sehr schön heraus geputzt und dekoriert mit viel liebe zum Detail. Die Ziegen sind übrigens aus der Schweiz.




Das Essen das uns serviert wird, ist mit allem drum und dran wahrscheinlich das Beste das wir in ganz Südamerika je hatten. Naja, bis jetzt ist die Südamerikanische Küche (abgesehen vom peruanischen Ceviche) auch nicht gerade das höchste der Gefühle. Aber auf alle fälle werden wir mit einfachen, aber vielen Leckereien bedient und zum Dessert gibt es nebst Bananen in Kokosmilch sogar noch hausgemachten Ziegenkäse in verschiedenen Reifegraden. Wir (allen voran Silvan el Quesero Renggli) sind total begeistert!

Am Tag darauf gehts weiter die grüne Hügellandschaft hoch bis wir um die Mittagszeit in Filandia ankommen. Filandia ist ein buntes, kleines Dörfchen mit einem belebten Dorfplatz.


Als wir da gerade das Mittagessen zu uns nehmen, sehen wir wie ein Feuerwehrauto vorfährt und eine Schlange von Leuten mit grossen Eimern beladen darauf wartet, diese von der Feuerwehr mit Wasser füllen zu dürfen. Anscheinend ist gerade das Wasser im ganzen Dorf ausgegangen.

Trotzdem bekommen wir noch einen Kaffee in einem schmucken Restaurante und fahren dann weiter hoch, hinunter und wieder hoch bis nach Salento.

Salento ist sehr bekannt für die nahe gelegenen, etwa 40 Meter hohen Wachspalmen. Und als wir da ankommen werden wir von Touriströmen fast überrannt. Alles voller grossen, blondhaarigen Männer und Frauen, hauptsächlich aus Holland. Wir suchen uns einen Campingplatz und stellen unsere Zelte auf.

Für das Nachtessen schmeissen wir wieder mal ein Feuer an und grillieren ein Stück Fleisch, Kartoffeln und Gemüse. Es ist ein Festschmaus.Heute machen wir einen kleinen Ausflug zum etwa 17Kilometer entfernten Ort Cocora. Dorthin, wo die berühmten Palmen wachsen. Mit uns zusammen haben etwa 200 andere Touris dieselbe Idee. Da angekommen machen wir nur einen kleinen Rundgang, schliesslich ist heute ja offizieller Ruhetag. Die ultra hohen Palmen sind dann tatsächlich sehr beeindruckend, wenn man so davor steht und sich winzig vorkommt.



Gemütlich schlendern wir dahin und dorthin und schiessen das eine oder andere Foto.


Oder wir beobachten andere Touris wie sie mit ihren Selfiesticks bestimmt hunderte von Fotos mit unterschiedlichen Posen und Gesichtsausdrücken nur von sich selbst machen. Naja, Aussehen und sich gut zu zeigen ist halt wichtig heutzutage, überall auf der Welt. Auch wir geben unser bestes:



Apropos aussehen, haben wir schon erwähnt, dass es in Kolumbien auffällig viele Frauen mit gemachten Brüsten und Füdlis gibt? Und diese prall geformten Rundungen werden dann natürlich jeweils auch gerne und sehr freizügig präsentiert. Ganz nach dem Moto, weniger ist mehr (was die Kleidung betrifft). Oder dann doch mehr ist mehr (was die Grösse der Silikonkissen betrifft)? Oder wie funktioniert das genau mit den Füdlis? Urs und Silvan erfreuen sich auf alle Fälle an der modernen, chirurgischen Kunst. Zurück in Salento vertrödeln wir den Nachmittag genüsslich mit Bierchen trinken im Park und reden über dies und das.


Nach einer erholsamen Nacht (für Silvan eher weniger erholsam, da sein Mätteli während der Nacht schon wieder irgendwo Luft verloren hatte) machen wir uns auf nach Pereira. So wies aussieht, hat Pereira nicht viel zu bieten, wir wollen aber von da den Bus bis nach Medellín nehmen. Damit wir dann noch genügend Zeit haben, die Gegend rund um Medellín zu erkunden. Ausserdem soll es in Pereira ein Casa de Ciclista geben. Pereira selber haben wir rasch erreicht. Es sind nur etwa 40km und viel Abfahrt. Am Stadtrand machen wir noch kurz halt beim Busterminal um zu klären, ob die Mitnahme der Velos für den kommenden Tag überhaupt möglich ist. No problema, sagen sie. Es fährt jede Stunde ein Bus nach Medellín und wenn wir uns aufteilen werden wir und unsere Velos schon irgendwo und irgendwie unter kommen. Gute Neuigkeiten! Als wir vom Terminal wieder los fahren wollen, fängt sich Urs einen Platten ein. Schon wieder. Als er den Reifen genau untersucht, findet er kleine, feine Drahtstückchen, die sich durch den Pneu gebohrt hatten. Was für ein Pech! Also rasch alles wieder repariert.

Die Gegend hier scheint schon etwas herunter gekommen zu sein. Die Leute auch. Und plötzlich gibts direkt vor uns einen Auffahrunfall in den zwei Minibusse involviert sind. Dann fahren wir weiter durch die Stadt, vorbei an dunklen Gassen, ungesund aussehenden und unter Drogen stehenden Menschen und minderjährigen Prostituierten. Und das mitten am Tag. Spannend ist, dass sich das Stadtbild von einer in die nächste Strasse komplett verändern kann. An einer Ecke schön, hell und sauber, an der anderen Ecke düster, herunter gekommen und überall Abfallberge und Menschen, denen man besser aus dem Weg geht. Das Casa de Ciclista befindet sich ausserhalb der Stadt. Der Ort ist gleichzeitig eine Art Universität. Oder er heisst zumindest „Universidad sin Fronteras“ (Universität ohne Grenzen). Und dies ist auch das Motto. Es ist ein besetztes, altes und baufälliges Holzhaus. Die Wände sind bemalt mit verschiedensten Bilder und Sprüchen über das Leben und die Freiheit.

Es gibt zusätzlich ein zweistöckiges Bamboohäuschen. Im oberen Stock ist Platz für Biciviajeros (Fahrradreisende) und unten wohnen wohl ein paar „Künstler“. Da wo wir schlafen können, sind auch schon fünf andere untergebracht. Sie schlafen auf dünnen, alten, fleckigen Matratzen und mit schweren, bestimmt lange nicht mehr gewaschenen Wolldecken. Da möchten wir uns gar nicht vorstellen, was da alles so rum kriecht.


Die Leute die da wohnen nehmen’s gemütlich, rauchen Joints, malen ein bisschen, Plaudern, machen Pause und etwa die hälfte trägt lange Rastas. Natürlich hat es auch hier wieder Argentinier dabei. Und immer wieder kommen neue Leute hinzu, sodass wir gar nicht mehr wissen, wo die alle einen Platz zum schlafen finden. Die Küche ist dunkel und voll gestellt mit allerlei Krimskrams. Das Bad ist ziemlich auf der ekligen Seite der Fränzi-Reinheits-Skala.


Aber eine kurze, kalte Dusche mit Flipflops und auf die Toilette ohne sich hinzusetzen, machen es möglich. Und im Ciclista- Bereich dürfen wir unser Zelt aufstellen für die Nacht, also alles halb so schlimm und schliesslich gratis. Für Silvan eine weitere neue und wertvolle Erfahrung im Fahrradreiseleben😉.

Perreira(-Shithole) Medellin – Medellin (Medellin – – > Krisen behoben)
Ein Gastbeitrag mit Ausflüchten, Ausuferungen und Gedankenspielen zu diversen Themen 😉
Nach der Übernachtung im besetzten Hippy-Künstler-Haus in Perreira geht’s früh raus. Die Nacht verbrachten wir das einzige mal zu 3 Dritt in einem Zelt, da es für 2 Zelte keinen Platz gab und auf dem Boden schlafen keine Option war. Es ist für mich erstaunlich auf was und wie die Leute hier schlafen: Hängematten (Luxusoption), einem Teppich, Schaumstoffmatte (5cm), verschiedene Kissen einer Polstergruppe, alte Matratzen etc. Was das Ganze nicht besser macht, ist die Gewissheit, dass die Unterlagen ganz sicher schon lange in Gebrauch sind. Da Lob ich mir das Zelt: eine heile Welt, egal was draussen vor sich geht oder läuft, krabbelt oder fliegt.
Nach kurzem Morgenessen geht es bei strömendem Regen in Richtung Busbahnhof. Das erste und letzte mal Fahrradfahren bei Regen für mich (btw: bei 25°C ist das noch easy und mit den Flipflops sowieso). Bei strömendem Regen in einer zubetonierten Stadt läuft somit alles Wasser zusammen. Bei der Fahrt durch den Morgenverkehr geht’s rund zu und her und da es etwas abwärts geht, auch schnell voran. Ein neues Spiel wird geboren: „Pfütze oder Loch“ (Ein Schmutzfink der böses denkt). Da die Strassen mal besser, mal schlechter sind, und hier sind sie eher schlechter, hat es viele Schlaglöcher aber auch einfach nur kleine Pfützen. Da nun aber einfach alles voll Wasser ist, ist dies schwer zu unterscheiden und man fährt mal auf gut Glück durch den Morgenverkehr. Nach einer Weile Seite an Seite im Stau mit Rollern und Autos wagen wir uns dann auf die Busspur. Schnell merkten wir, dass wir nicht die einzigen waren, welche diese Idee hatten und wir stecken wieder Zwischen Bussen im Stau. Zu Glück lies dann der Regen nach und wir kamen im Busbahnhof an. Der Verlad der Fahrräder und des Gepäckes ging unerwartet problemlos über die Bühne. Alles passte in den Car und los ging die Busfahrt nach Medellin.

220km Busfahrt stand vor uns und daher hatten wir so ein paar Stunden einberechnet für die Fahrt. Auf Nachfrage beim Buspersonal aka Gepäckverstauer aka Snackverkäufer aka Filmvorführer wurden wir eines besseren belehrt: so 8-9h sollten wir einrechnen. Schnell wussten wir auch warum, denn die Strecke war eigentlich eine grosse Baustelle: 2-3km fahren, dann wieder 20min an einer Ampel warten. Am Anfang noch grosse Baustellen die vermuten lassen, dass hier eine grosse, mehrspurige Autobahn gebaut wird. Später wurde es dann eher zu einem Flickenteppich von kleinen Baustellen, die nicht wirklich danach aussahen, als ob hier mal eine Autobahn durchgehen würde. Auch der Sinn der Teilstücke ergab sich mir nicht wirklich, aber ich bin ja auch nicht kolumbianischer Strassenbauingeniöör. Nach einer Mittagspause in einem zufällig immer gleichen ausgewählten Restaurant ging es prompt weiter. Ich frage mich wie lange wohl ein LKW oder Kleintransporter für die Strecke gebraucht hätte, denn schneller als unser Bus war niemand. Ich glaube der Chauffeur war Leistungsbezahlt oder stand unter Drogen. Bei jeder Ampel überholte er beim Start kurzerhand die nächsten 3 Fahrzeuge, auf der Passstrasse LKW`s und in Dörfer Rollerfahrer. Zudem gab es beim aus und einladen von Passagieren nur Rollstopps. Bei der Fahrt war es zudem üblich das bei den Ampeln kurz ein Verkäufer von Süssigkeiten oder Snacks aufgeladen und dann irgendwo auf der Strecke wieder ausgeladen wurde. Das gleiche auch auf der Passstrecke (Natürlich hielt er nie an, er wurde nur ein bisschen langsamer beim aussteigen). Nach der unterhaltsamen Fahrt durch Berg und Täler, Kaffeeplantagen und Dörfer kamen wir dann schliesslich kurz vor Sonnenuntergang in Medellin an.
Anschliessend ging es mit dem Fahhrad auf super Fahrradwegen durch Medellin zu unserem AirBnB. Die Stadt sah schon jetzt so aus als würde sie viel bieten. Herausgeputzt, Touristentrassen, Strassenmärkte, Reklamen und dann urplötzlich aber wieder Ghetto und ein ungutes Gefühl. Die Szenerie konnte sich innerhalb von 2 Blocks total verändern. Was sich auch später nicht veränderte. Am nächsten Tag ging es dann auf Erkundungstour durch Medellin. Nachdem ein Karton für die Heimreise von Silvan organisiert war, wurde das Barrio13 erkundigt.



Ein Stadtteil welcher vor einigen Jahren für seine Gewalt bekannt war ist nun eine Touristenattraktion. Vor allem die riesigen und farbigen Graffitis und die Rolltreppen (natürlich von Schindler) durch das Barrio sind die Highlights.


Es muss ja nicht erwähnt werden das Fränzi hell begeistert von den Wandmalereien und Urs mit Vergnügen Rolltreppe gefahren ist. Es war beides wirklich cool und zeigt auf dass neben Drogen und Gewalt auch der Tourismus in Kolumbien funktionieren kann.





Beim Abstieg gönnten wir uns dann auch noch ein Bier auf einer Rooftop-Bar im Barrio13.


(Fränzi: „Bald bin ich Profi-Füsschen-hoch-Insta-Poser, gell Elke?! 😉“)Am Abend liessen wir den Tag genüsslich in einem super Restaurant ausklingen .

Fränzi & Urs konnten seit langen wieder mal einen Super Burger nach „westlichem“ Standard geniessen. Am Sonntag waren auch hier wieder Strassen für die Velofahrer gesperrt. Leider nicht so viele da noch ein Marathon in der Stadt durchgeführt wurde. Trotzdem mischten wir uns unter die vielen top ausgerüsteten Biker und Gümmeler und Fränzi konnte sogar zum ersten mal freihändig fahren!!
Später besuchten wir noch ein Buchfestival im botanischen Garten und ein Highlight jagt das nächste: die Schoggigipfel Krise ist beendet!!! Mit Wucherpreisen von ca. 2-3 CHF ergattern wir uns ein Schoggigipfeli der Extraklasse. Neben dem Genuss des Kaffees und der süssen Delikatesse ist es spannend die Besucher am Bücherfestival zu Mustern. Sie sehen so gar nicht aus wie die typischen Bewohner von Medellin. Das Festival hinter den Zäunen des botanischen Garten entpuppt sich als sicherer Hort für alle wohl etwas besser gebildeten Leute ohne Statussymbole und mit Ruhe suchenden.


Später besuchen wir noch ein Museum welches die neuere Geschichte von Medellin beleuchtet. Das Museum ist super und nur zu Empfehlen, es zeigt die Geschichte der letzten ca. 50 Jahre auf. Mit Touchscreens bei welchen die wichtigsten Ereignisse und Zeitungsberichte abgerufen werden können, Filmen, Audiokommentaren, Bildern, Kunst, Musik zeigt es die tragische Geschichte dieser Stadt.



Mit dem Tod von Escobar war für mich in Kolumbien Ruhe eingekehrt. Eine, nach dem Besuch sehr schlechte Meinung. Die Ruhe ist trügerisch, der neuste Friedensvertrag mit der FARC wurde 2016 abgeschlossen, die Regierung hält sich jedoch nicht daran. Jeder kennt jemanden welcher durch die Gewalt und die Drogen gestorben ist. Bilder von 2015 von Kindersoldaten, und Texte welche aufzeigen wie korrupt die Regierung war und heute noch ist. Nach dem Besuch erfahren wir, dass es in Medellin immer noch 20 verfeindete Kartelle gibt und Mord immer noch an der Tagesordnung steht.
Am Montag geht’s dann endlich mit dem Fahrrad wieder weiter. Ein Pickup bringt uns aus der Stadt. Anschliessend fahren wir durch die hügelige Landschaft Richtung Guatapé (inkl. dem unverzichtbaren Kaffeestop).

Fahren ist jedoch untertrieben. Alles unnötige Gepäck haben wir in Medellin gelassen und Fränzi & Urs fliegen förmlich die Hügel rauf. Bei mir ist es eher ein konstantes, langsames schweben unter Schweiss und Keuchen. Kurz vor dem Mittagsrast gibt’s dann noch ein kurzes Rennen auf einem Pumptrack gegen 2 zukünftige Radprofis. Resultat: 1 Kolumbianer fällt aus, Urs gewinnt eiskalt, und Silvan und der 2te Kolumbianer liefern sich ein packendes Finish.
Als wir näher an unsere Ziel kommen sehen wir dann die Sehenswürdigkeit von unserem Ziel: El Peñol. Ein riesiger Stein im nirgendwo, wahrscheinlich nur gemacht als Aussichtspunkt für die fantastische Aussicht über die Seen von Guatapé.

Nach 650 Stufen erreichen wir die Aussichtsplattform und was wir sehen ist fantastisch. Der Stausee von Guatapé ist riesig und wunderschön. Man kann von hier die schönsten Instagramfotos machen, soll es heissen.



Und sogar das Bier schmeckt so hoch auch gut. Für mich bisher das absolute Highlight der Reise.
Wir Übernachten etwas ausserhalb auf einem super organisierten Camping. Alles hat Regeln: das registrieren, das kochen, das putzen, das chillen, das kiffen, darf man nämlich nur am Kifferplätzchen hinter dem Haus. Top Sache…also nicht das Kiffen sondern die Organisation. Die Nacht war dann weniger ruhig. Mit strobo-artigen Blitzen und heftigem Regen gingen wir ins Bett. Laut Fränzi und Urs der heftigste Regen auf der ganzen Reise. 10min nach dem Aufstehen war bereits alles wieder trocken und im Zelt herschte Suana-Temperatur. So läuft das Wetter in Kolumbien halt. Am nächsten Tag ist schon wieder ein Ruhetag und wir verweilen uns im Städtchen. Der halbe Nachmittag geht dafür drauf, dass wir biertrinkend, die ankommenden Backpacker beobachten wie sie auf einer der wenigen Attraktionen im Dorf (eine farbige Treppe) Selfies und Fotos und allen möglichen Posen machen. Ein nie enden wollendes Schauspiel.




Zum Znacht gabs eine wahnsinns Lasagne welche wir genüsslich mit einer Flasche Wein vor allen anderen Anwesenden genossen. Die Nächste Nacht wurde nochmals heftig, diesmals nicht nur Regen sondern auch Hagel und Wind. Das erste mal während meiner Reise, bei der ich darüber nachdachte das Zelt mal besser zu befestigen und alle Zeltschnüre zu gebrauchen.
Am nächsten Tag ging es dann aufgrund des Morgenregens etwas später los auf die Rückreise. Ich geniesse die letzten Fahrradtage in Kolumbien durch das hügelige Emmental von Medellin.

Die nächste Übernachtung konnten wir bei den Feuerwehrleuten machen. Voller Stolz zeigten sie uns Ihre Fahrzeuge, die Basis und ein Kaffee mit dem Kommandanten war auch drin. Anschliessend durften wir unser Nachtlager im Theorieraum beziehen. Coole Sache auf einer Feuerwehrwache übernachten.



Ahh und UF-Reise ist nun genau 1 Jahr uf reise. Happy Birthday Velotour. Gefeiert wird im besten Restaurant der Stadt mit dem Tagesmenü. Huup huup.

Der nächste morgen kam Geschwind jedoch für mich nicht schnell genug. Mein Isomätteli hat den Geist völlig aufgegeben und ich habe gefühlt die ganze Nacht auf dem Plättliboden geschlafen. Dem entsprechend fit war ich am nächsten Tag. Müde noch durch eine schönen Nationalpark vor Medellin durch und dann die Abfahrt in die Stadt.

Laut Urs mit der Abfahrt vom Gotthard zu vergleichen. Dies war es Wert, mit vollem Schuss, Fränzi weit voraus, in die Metropole hinein und 5min vor Ende der Fahrt noch einen Platten von Urs. Zum Glück konnten wir sein Gepäck auf die anderen Velos verteilen. Fränzi und ich führen zu unserem Appartement zurück und Urs trug sein Velo kurzerhand die letzten Meter.
Die letzten 2 Tage in Medellin verbrachten wir mit den letzten Vorbereitungen für meinen Rückflug und dem Genuss einer Grossstadt: Party & gutes Essen. Den auch hier wurde eine weitere Krise gelöst: die Pizzakrise!! Endlich eine gute Pizza für Urs & Fränzi in Südamerika. Der Abend konnte nur gut kommen. Im bekanntesten Ausgehviertel der Stadt vergnügten wir uns dann. Nur schon dem Schauspiel auf einer Bank sitzend zuzusehen, wie Touristen und Einheimische und den Ausgang strömen, aufgebretzelt bis ins letzte, Männer, Frauen oder beides in einem, Künstler, Musiker, Dealer, Polizisten, alles auf einem Platz, herrlich. Weiter in die Disco. Ok, tanzen ist hier irgendwie anders. Nicht Salsa, Salsa ist Salsa, das ist voll ok, sogar sehr ok. Aber zu kolumbianischem Hip-Hop wird hier irgendwie anders getanzt als bei uns. Für mehr Infos bitte persönlich kontaktieren.
Nächster Tag ausschlafen, shoppen und chillen.




(Hier gibt es die sogenannten „Minutos“ zu kaufen. Minuten um zu telefonieren. Sicherheitshalber sind die Natel angekettet). Und wieder ins Lieblings-Burger Restaurant. Und schon geht’s für mich wieder zurück in die Schweiz. Mit Sack und Pack bringt uns ein Pickup zum Flughafen und nach einer kurzen Verabschiedung Flieg ich leider schon wieder heim. Und Urs und Fränzi fahren weiter, weiter Südwärts.
Ja wie sind denn die beiden so nach einem Jahr auf dem Fahrrad? Einfach gut drauf. So herzlich, witzig oder überlegt wie vorher. Einfach gesund unterwegs und mit super Vorstellungen und Einstellungen für danach. Fränzi und Urs halt: UFREISE halt. Was bedeutet dies? Fragt Sie doch selber sag ich da nur. Am besten während dem Ausgang am Wochenende. Dann sind die 7 Stunden Zeitverschiebung nicht so spürbar und die Unterhaltungen amüsanter. Und hört euch Podcasts an, sie tuns nämlich manchmal auch. Und freut euch wenn sie zurückkommen, wenn sie dann kommen. Oder begleitet sie auch mal. Ist nämlich noch so ne coole Sache, so eine Fahrradtour!
Super gschriebe und spannend wie immer. Hesch dich guet gschlage Silvan 😉
Bis bald
Gruess R&J
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