Schiff ahoi!

Cartagena – Panama (per Segelschiff)

Gestärkt nach dem schmackhaften Frühstück machen wir uns am Sonntagmorgen auf zum Hafen. Eigentlich wollten wir ja schon am Dienstag zuvor ablegen, bekamen aber am Montag die Nachricht vom Kapitän Ludwig (nach dem wir ihn endlich mal erreichen konnten), dass das Schiff gerade erst aus der Werft zurück gekommen ist und sie noch mehr Zeit brauchen. Kein Problem für uns. Wir entschieden uns deshalb trotzdem noch einen Ausflug nach Santa Marta und Taganga zu machen. Ausser 10 Stunden Busfahrt, einer weiteren düster wirkenden Stadt, einem heruntergekommenen Hippie – Hangout, schmutzige Strände und durch die Regenzeit trübes Merrwasser, gab es jedoch nichts zu sehen. Ausser Willi! Er war auch mitunter der Grund, weshalb wir überhaupt nacht Santa Marta gingen. Wir hatten uns in Cusco kennengelernt. Er ist auch Fahrradreisender aus Deutschland und insgesamt schon über 10 Jahre unterwegs. Wir verbrachten ein paar gemütliche Stunden und redeten über alles was das Veloreisen so mit sich bringt.

Auf alle fälle treffen wir am besagten Sonntagmorgen beim Club Nautico in Cartagena, bei Sonnenschein und einer leichten Brise auf die einzigen zwei weiteren Gäste des 1903 erbauten Segelschiffes alias “Stahlratte”.

Stahlratte, unser Schiff. Über 100 Jahre alt, früher ein Fischerboot und jetzt geführt von einem Verschwörungstheoretiker.

Sie sind zwei Motorbike Reisende aus Argentinien, Romina und Julian. Wir verstehen uns auf Anhieb sehr gut. Die Crew besteht nebst dem Kapitän Ludwig noch aus seiner Freundin Anna (und wir dachten sie sei seine Tochter?!), Thomas (einem deutschen “Aussteiger” mit langen, fettigen Haaren, mit viel Heilerde bedeckten, entzündeten Furunkeln an Händen, Armen und Bauch und einem starken Hang zu Verschwörungstheorien und Spiritualität) und zwei jungen, sympathischen Kolumbianern. Also fünf Besatzungsmitglieder und vier Gäste, wie angenehm für uns. Ludwig erklärt uns, dass mehr Leute von Norden nach Süden reisen als umgekehrt. Das ist uns ja auch schon aufgefallen. Scheint irgendwie natürlicher zu sein von Norden nach Süden, also von “oben” nach “unten” zu fahren als anders herum. Warum auch immer. Bald legen wir ab und entfernen uns immer weiter vom Festland bis Cartagena nur noch winzig am Horizont zu erkennen ist und um uns herum nur das Meer bleibt.

Abfahrt aus Cartagena. Goodbye Südamerika, schön wars!

Auf dem Schiff herrscht ein angenehmes Lüftchen und wir geniessen es auf die endlose Weite hinaus zu schauen und die Gedanken und Seele baumeln zu lassen. Es herrscht eine ruhige und angenehme Stimmung auf dem Schiff. Es ist sowieso totaler Luxus die ganze Stahlratte fast für sich zu haben.

Fränzi auf der Ausschau nach Delfinen. Und mit leicht flauem Magen.

Und das Essen, dass uns serviert wird, ist seit geraumer Zeit das beste überhaupt! Einmal gibt es zum Frühstück sogar selbst gebackenes Vollkornbrot, wie geil ist das denn?!

Am nächsten Tag setzen wir schon kurz nach Mittag den Anker und legen inmitten der San Blas Inseln an. Wir sind umgeben von kristallklarem, türkis leuchtenden Wasser und etwa vier kleinen Inseln mit Palmen bewachsen und weissem Sandstrand.

Hütten der Kunos, ein indigenes Volk, das sich von der Moderne abzuschotten versucht.

Auch den kommenden Tag verbringen wir hier. Wir schnorcheln stundenlang durch die eindrückliche Unterwasserwelt mit den bunten Korallenriffen, verschiedensten kleinen und grösseren Fischen und einer unwirklichen Pflanzenwelt. Wir feiern unseren endgültigen Abschied von Südamerika bei einer Flasche Sekt und super Essen!

Vorbereitung des heutigen Fangs. Ein paar Fische wurden wieder freigelassen, weil ungeniessbar oder zu klein.

Fränzi beim Fischen. Der Spinn-Köder wollte nicht richtig funktionieren. Besser gings mit Tintenfischstückchen am Haken.

In einer Nacht schlafen wir auf Deck auf Sonnenliegen, bei Mondschein und leichtem Wellengang der uns angenehm in den Schlaf wiegelt.

Am letzten Tag legen wir schon früh los um Richtung Cartí , Panama zu fahren. Der Himmel ist von dunkelgrauen Wolken verhangen und bald regnet es aus vollen Strömen.

Es schaukelt ganz schön hin und her, so dass sich Franziska nach nur einem mini Frühstück wieder hinlegt um dem aufkommenden Übelkeitsgefühl zu entkommen. Währenddessen hilft die Stahlratte einem anderen Katamaran aus einer Notlage und lässt irgendwo auf einer Insel unsere Pässe, die wir schon vor der Abreise in Cartagena abgegeben hatten, abstempeln. Nun befinden wir uns offiziell in Panama.

Ab und zu erhielten wir Besuch von den Kunos. Manche verkauften Fisch, andere kamen an Bord um sich gratis bewirten zu lassen. Der Captain kannte die meisten bereits und betrachtete dies wohl als Investition.

Hinter den Vorhängen verstecken sich die Schlafkabinen.

Wir schleppen diesen Katamaran ab, der mit defektem Motor auf ein Riff zutreibt. Unserem Captain macht das wenig Freude.

Und schon kurz darauf haben wir wieder Land unter den Füssen. Oder besser gesagt unter den Rädern.

Ausser dem Steg gibt es nicht viel hier. Unser Pass wurde ohne unsere Anwesenheit auf einer Insel abgestempelt.

Den entgegen des Rates von Ludwig und einem anderen Veloreisenden, sitzen wir um etwa 13 Uhr schon wieder in unseren Sätteln und strampeln unserem, nur 30 Kilometer entfernten Nachtlager entgegen. Man hatte uns gewarnt, dass es sehr hügelig und sehr steil werden würde. Wir sind ja keine Anfänger, hatten wir lächelnd erwidert. Naja, es gibt Dinge, die lernt man nie… Noch nie während den letzten dreizehn Monaten haben wir so lange, steile Strassenabschnitte gesehen! Ein stetiges, nie enden wollendes Auf und Ab mit jeweils bis zu 25 % Steigungen. Beim hinunter fahren kommen unsere Disk Bremsen kurz vor ihre Grenzen und wir müssen unser Gewicht so gut es geht (wie beim Mountainbiking) nach möglichst weit hinten verlagern, damit wir nicht nach vorne fallen. Und wenns Bergauf geht, ist fahren sowieso nicht möglich. Es gibt Abschnitte, wo wir es kaum schaffen, das Fahrrad zu stossen und nur mit vollem Körpereinsatz gelingt es die Strecke zu überwinden.

Es ist steil!! Auch Urs schiebt immer wieder.

Und dann geht es so steil runter, dass man fast vorüber vom Fahrrad fällt.

Wenn es irgendwie möglich ist, versuchen wir uns in Schlangenlinien hinauf zu kämpfen. Franziska erinnert sich daran, wie sie früher so mit ihrem Dreigänger die Sattelegg hoch geschlängelt ist. Als wir dann einen Polizei Checkpoint anfahren, sind wir schon total am Ende mit unseren Kräften. Der Schweiss rinnt uns an Beinen und Armen hinunter, übers Gesicht und tränkt unsere Kleider. Die Polizei nimmt ihren Auftrag sehr ernst hier und das erstem Mal seit Chile wird sogar unser Gepäck durchsucht. Freundlich lassen wir alles über uns ergehen. Wir müssen auch noch je 20 US Dollar bezahlen pro Person (eigentlich gibt es die panamesische Währung “Bilbao” [auch ein einheimisches Bier trägt denselben Namen], diese hat exakt den gleichen Wert wie der US Dollar, also wird im ganzen Land hauptsächlich mit dem Dollar bezahlt). Zum Glück haben wir uns was überlegt und von Kolumbien schon genügend Dollar mitgebracht (in dieser Einöde hier gibt es natürlich weit und breit kein ATM), und können uns so auch noch etwas Wasser kaufen. Wir sind kurz vor dem verdursten. Dann fahren wir die letzten Kilometer weiter (ja, das Auf un Ab hat noch nicht aufgehört) bis zu einem Ecolodge- Permakultur- Bauernhof- Hangout wo wir von anderen freundlichen Reisenden begrüßt werden. Es sind etwa sechs junge Leute aus Frankreich, Venezuela oder Argentinien,die sogenanntes “Work and Travel” machen und für einige Zeit hier mithelfen.

Sieht Trashy aus, wird aber mit Liebe zum Detail unterhalten. Wir treffen auf lauter Franzosen, alle für lau hier am arbeiten.

Der Besitzer selbst ist auch Franzose, aber zurzeit abwesend. Wir dürfen Campen und kochen uns Pasta zum zNacht. Wie erschlagen legen wir unsere schmerzenden Glieder dann schlafen. Wer hätte gedacht, dass wir ausgerechnet in Panama die steilsten Strassen überhaupt finden werden?

Carti – Paso Canoa International 607km

Am nächsten Tag wachen wir mit etwas Nervosität auf. Bis in die Millionenstadt Panama City sind es rund 80 Kilometer. Die Distanz ist in Ordnung, wir möchten aber keinesfalls spät nachmittags in eine unbekannte Stadt hineninfahren. Dazu kommt, dass es vorerst noch hügelig bleibt und wir uns auf hammerharte erste 20 km einstellen. Die Strecke gestern war verrückt und wir (vorallem Urs) haben bereits saure Beine. Früh losfahren lautet deshalb die Devise. Bevor es losgeht, erkundigen wir uns bei den Angestellten nochmals, wie die ersten 20km so sind. „Todo plano“ lautet die Antwort. Jaja, danke für gar nichts..
Los gehts. Zuerst kämpfen wir uns wie schon am Vortag ein paar irrsinnig steile Anstiege hoch. Schon bald werden sie aber anständiger und nur noch selten sind sie steiler als 10%. Vorerst bleibt es ein stetes auf und ab, über einige Hügel können wir aber sogar drüberrollen. Wir sind erleichtert so gut voranzukommen. Es fällt uns nun auch einfacher die wirklich schöne Umgebung zu geniessen. Die Strasse ist gesäumt von tiefgrüner, feuchter Natur. Wir fahren zwar nicht durch einen Wald, die Pflanzen sind aber so gross und dicht, dass es uns vorkommt, als wären wir in einem Regenwald. Ab und zu öffnet sich die grüne Wand etwas und wir sehen die Hügel ringsherum.

Ah, ich habe mein altes, zerfetztes Hemd durch ein neues ersetzt.

Schöne tropische Landschaften säumen die Strasse.

Leider sieht man auf dem Foto überhaupt nicht wie steil es wirklich ist.

Wunderschön!
Bevor wir nach 20km die Panamericana erreichen, wartet noch eine 400 Meter hohe Abfahrt auf uns. Und da haben wir sie wieder, die 20 % Gefälle. Also echt, wer baut solche Strassen?😅 In Mountainbike Manier verlagern wir unseren Schwerpunkt auf dem Fahrrad nach hinten und Bremsen die Strasse hinab. Aufgrund der vielen Kurven wäre es zu riskant den Berg hinunter zu rasen. Denn mit dem ganzen Gepäck und einem Gefälle von 20 % kämen wir wohl erst bei der Panamericana wieder zum Stehen.
An der Panamericana angekommen, fällt uns sofort der Einfluss der USA auf Panama auf. An der Kreuzung hat es zwei Tankstellen (beide aus den USA) und ein Restaurant in MC Donalds Style. Es gibt Burger und Pommes und alles ist auf Englisch angepriesen. Das ist deshalb etwas bizarr, weil die Tankstellen mitten im nirgendwo stehen, oder besser gesagt an ein Gebiet grenzen, das von einem Indigenen Volk bewohnt wird, welches sich von modernen Einflüssen bestmöglich abzuschotten versucht. Die Grenze zwischen Bronzezeit und Globalisierung ist hier sehr dünn.
Wir sind sowieso gespannt, wie amerikanisch Panama ist. Auf dem Weg Richtung Hauptstadt erhalten wir dann einen guten ersten Eindruck. Je näher wir der Stadt kommen, desto häufiger passieren wir einen KFC, MC Donalds, Dunkin Doughnuts oder ähnliches. In Südamerika war der Einfluss der USA eher überschaubar (oder wurde versucht etwas zu verbergen). Hier ist die USA hingegen omnipresent.

Je mehr wir uns der Stadt nähern, desto dichter wird der Verkehr. Es wird zunehmend unangenehm und gefährlich auf der Strasse. Etwa 30km vor dem Zentrum erreichen wir zum Glück die äusserste Station der brandneuen Ubahn. Urs hat vorher im Internet recherchiert und herausgefunden, dass der Fahrradtransport, ausserhalb der Stosszeiten, erlaubt ist. Es ist fast 14h00, also ausserhalb der Stosszeiten, als wir ankommen. Urs geht kurz hoch in die überirdische Station um verifizieren zu lassen, dass alles klappt, bevor wir die Fahrräder die Treppe hochschleppen.
Ich frage gleich den ersten Security, den ich treffe, ob die Fahrrad mitnahme möglich ist. „Nein, keinesfalls!“ OK, kein Problem, der hat einfach keine Ahnung, denke ich und gehe jemanden suchen, der Ahnung von seinem Job hat. Das ist nämlich etwas sehr typisches für die meisten Länder, die wir besucht haben. Viele Leute sind echt schlecht ausgebildet und wissen eigentlich gar nicht so genau was sie tun. Und sagen dann lieber einfach irgendwas, anstatt zuzugeben, dass sie keine Ahnung haben. Normalerweise lautet die Antwort dann einfach „Ja“ und es wird dann passend gemacht. Hier in Panama scheint es umgekehrt zu sein. Bevor ich den Stationsmanager finde, erhalte ich von total 5 Personen ein „Nein“. Auch der Manager sagt zuerst Nein. Als ich ihm dann erkläre, dass auf der offiziellen Homepage steht, dass die Mitnahme gratis und OK ist, erklärt er sich mindestens mal bereit die Hauptzentrale anzurufen. Und siehe da, wir hätten recht, aber: der Zug sei jetzt gerade zu voll. Wir sollen doch einfach etwas warten. Auf diese Masche fallen wir bestimmt nicht herein und verlangen von ihm eine klare Antwort und Uhrzeit, wann wir die U-bahn nehmen können. Denn die Züge sind praktisch leer, das sehen wir. So geht es hin und her, mal heisst es, es ginge definitiv nicht, dann heisst es wir sollen die Fahrräder zerlegen und dann heisst es, er würde ja gerne, aber sein Supervisor sage nein. Wir bleiben hart, denn es ist offensichtlich, dass er sich aus irgendeinem Grund ziert. Als ich ihm dann erkläre, dass er uns in Gefahr bringt, wenn er uns auf die viel befahrene Autobahn schickt und ein Unfall direkt in seiner Verantwortung liegt, wirkt er etwas verlegen und sagt er müsse in seinem Büro mit dem Supervisor telefonieren gehen. Wir glauben ihm kein Wort, er ergreift schlichtweg die Flucht. Erneut. Doch so leicht kommt er uns nicht davon. Vorallem Urs geht diese miese Arbeitsmoral und das um die Wahrheit herumdrücken auf die Nerven. Also geben wir ihm 3 Minuten un klopfen dann an seinem Büro an. Wir fragen ihn freundlich was sein Supervisor neues gesagt hätte und ob er uns auch in Gefahr bringen möchte? Und siehe da, endlich gibt er nach (angerufen hat er ohnehin nicht). Wir dürften bis zu Station XY, 8 km vor unserem Hotel, mit der Metro fahren. Das ist gut genug für uns und sofort holen wir die Fahrräder und steigen ein. Alleine auf dem Weg vom Fahrstuhl bis zur Bezahlschranke sagen uns zwei weitere Personen, dass die Fahrradmitnahme verboten sei. Wir beachten sie gar nicht.
In diesen 30 Minuten haben wir wohl so viele „Nein“ gehört, wie auf der ganzen bisherigen Reise zusammen.

Dieses Panamá-Nein-Phänomen wird uns noch durchs Land begleiten. Hier ein weiteres Beispiel. Ein Polizist hält uns vor einer Brücke an:

Urs: Dürfen wir diese Brücke per Fahrrad überqueren?
Polizist: Nein!
Urs: Aber wie kommen wir dann nach Costa Rica, wenn nicht über diese einzige Brücke? Ausserdem hat es ja einen Gehweg..
Polizist: (zögern)… OK, aber ihr müsst schieben.
Urs: 🤪??

Und weitere ähnliche Nein-Situationen. Es geht dann immer, aber erst mit etwas Überzeugungsarbeit. Willkommen in Panama.

In der Stadt drin herrscht dann 8 km lang Stau. Gut für uns, so können wir gefahrlos entlang der stehenden Kolonnen bis zum Hostel fahren.

Panama City ist im Zentrum eine moderne internationale Stadt mit beeindruckender Skyline. Ausserhalb ists eher Lateinamerikanisch-„einfach“. Die Globalisierung ist hier eindeutig angekommen. Es gibt unzählige riesige Shopping Malls, wo alle grossen internationalen Unternehmen zu finden sind. Der Markt scheint weit offen für ausländische Unternehmen zu sein. Das Zentrum von Panama City könnte genau so gut irgendwo in den USA sein.

Wir bleiben einen Tag in einem Hostel im Zentrum und erkunden die Altstadt, gehen einkaufen und bereiten uns auf die weiterfahrt vor. Panama City ist in Ordnung, 1 Tag reicht aber gut um alles zu sehen, was wir wollen.

Eigentlich wollten wir in der Metrostation warten, bis der Regen wieder aufhört. Ohne Erfolg.

Wahrzeichen der Stadt.

Die Fahrt aus der Stadt geht unglaublich leicht und schnell. Bis hin zum Panama Kanal, können wir einem abgeschirmten Fahrradweg folgen.

Puente de las Américas. Die erste der zwei Brücken über den Panamakanal. Viel Verkehr und wenig Platz. Auf der Nordseite staut sich der Verkehr über 20 km.

Der Panamakanal ist so beeindruckend wie erwartet. Unzählige Tanker und Containerschiffe warten darauf, durch die Schleusen über dem Kontinent geführt zu werden. Wir verzichten darauf, eine der Schleusen besuchen zu gehen, können das Geschehen aber aus der Distanz beobachten.

Blick auf den Panama Kanal.

Die berühmte Brücke las Américas.

Gleich nach der Puente de las Américas befinden wir uns auf der Autobahn, welche sich durchs ganze Land zieht. Die nächsten 5 Tage werden wir die meiste Zeit darauf fahren. Eine sinnvolle Alternative dazu gibt es leider nicht. Für die meisten Fahrradtourer zählt Panama deshalb nicht zu den Reisehighlights. Das Land ist zwar schön, Autobahn fahren weniger. Deshalb versuchen die meisten Tourer jeden Tag möglichst weit zu fahren und das Land schnellstmöglich hinter sich zu bringen. So auch wir. Wir rechnen damit, in 5 Fahrtagen die Grenze zu Costa Rica zu passieren. Unterwegs haben wir ein paar coole Orte zum übernachten gefunden.
Am ersten Abend stoppen wir bei einem Restaurant direkt am Strand, wo man gratis sein Zelt aufschlagen kann, sobald alle anderen Besucher weg sind. Als wir eintreffen, stehen schon 4 Campervans auf dem Parkplatz und wir werden freudig von den anderen Reisenden begrüsst. Die meisten kommen, wie immer, aus Argentinien, eine Familie aus Holland und einige aus Venezuela. Wir verbringen einen tollen Abend zusammen, diskutieren übers reisen, die Schweiz-Reisepläne des einen Venezolaners und die Autobahn Panamas.

Schwarzer Sand.

Es regnet jeden Tag. Deshalb entschliessen wir uns das Zelt nicht am Strand, sondern unter ein paar Bäumen aufzustellen.

Vor wenigen Tagen noch in der Karibik, stehen wir nun wieder am Pazifik.

Balboa, die Währung und das Bier Panamas.

Während des monotonen nächsten Fahrtags höhren wir beide den ganzen Tag Höhrbücher. So vergeht die Fahrt in Windeseile und schon treffen wir in Aguadulce ein. Wir sind beide pflotschnass, kurz vor der Ankunft wurden wir noch so richtig verregnet. Zur Zeit ist gerade Winter/Regenzeit. Fast jeden Nachmittag setzen ab ca 15h00 richtig starke Regenfälle ein. Die dauern manchmal eine Stunde, manchmal den ganzen Abend. Abwarten bringt deshalb wenig.
In Aguadulce fahren wir direkt zur Feuerwehrstation. Auf dem Weg dahin fahren wir an unzähligen noch verlassenen Essensständen vorbei. Irgendwas scheint heute hier noch los zu sein. Bei den Bomberos angekommen, fragen wir, ob wir die Nacht bei ihnen verbringen dürften? Kein Problem, sie möchte aber erst unsere Pässe sehen und ihren Chef anrufen. Denn der letzte Fahrradreisede, ein Argentinien sei gleich zwei Wochen lang geblieben und das sei natürlich nicht so gedacht. Nun seien die Auflagen etwas strenger. Wir versichern ihr, dass wir morgen wieder abreisen und dürfen bleiben.

Ein grosser, sauberer, leerer Seminarraum mit Fan‘s an der Decke und eine einfache Outdoor Dusche. Alles was wir brauchen.

Es ist immer sehr spannend bei der Feuerwehr zu übernachten. Da es sich um eine Berufsfeuerwehr handelt, ist die Station stets besetzt. Also ist immer jemand da, der einem viel über das Dorf und Land erzählt. Und wir glauben auch, dass die Feuerwehrleute jeweils froh um den Besuch und die damit verbunde Ablenkung sind.
Im Dorf feiern sie gerade dessen 171 jähriges bestehen. Das ganze erinnert etwas an unsere Fasnacht. Verschiedene Gruppen verkleiden sich, spielen Blasmusik und laufen durch die Strassen. Um 17h00 beginnt mit dem Umzug der Hauptevent. Im Gegensatz zu unserer Fasnacht scheinen hier aber junge Mädchen und Kühe im Zentrum der Feierlichkeiten zu stehen. Auf jedem Wagen posiert eine minderjährige Reina/Königin und winkt der Menge zu. So geschminkt und aufgebrezelt wie es nur geht. Irgendwie fühlt sich das falsch an.

Eine ganze Wand voller Musikboxen auf Rädern. Wenns um Lautstärke (Lärm) geht, gilt in Südamerika ganz klar: Mehr ist mehr. Voller Stolz sagte uns der Besitzer wir sollen um 5 Uhr da sein, da gibts ne Vorführung. Wir passen.

Die Kühe sind hier auch Arbeitstiere. So sehen übrigens seit Kolumbien die Kühe aus. Bis Ecuador hielt man fast ausschliesslich Red Holstein.

Mitten in Bild sieht man die diesjährige Miss Aguadulce.

Wir essen an einem der unzähligen Essensstände, beobachten das Geschehen einige Zeit und lassen uns dann vom wieder einsetzenden Regen zurück zur Feuerwehrbasis treiben.

Nächster Tag: Autobahn, Hitze, Luftfeuchtigkeit, Höhrbücher und Platzregen. Abends campen wir auf dem Anwesen einer Evangelischen Gemeinschaft, gegründet von zwei Schweizern. Ausser einem Arbeiter, welcher uns das Tor öffnet, sehen wir die ganze Zeit bis zur Abreise am nächsten Tag, niemanden. Der Zeltplatz ist aber super und wir geniessen die frühe Ankunft.

Fränzi am Chillen in unserer Hängematte.

Ja, nach einem Jahr habe ich mir eine neue Fahrradhose gekauft. Es gab genau ein Modell.

Um sechs Uhr früh läutet der Wecker. Es war eine sehr angenehme und ruhige Nacht. Draussen drückt jetzt bereits die Sonne zwischen den Wolken durch und wir machen uns an unsere Morgenroutine. Dann bedanken und verabschieden wir uns vom freundlichen Herrn und machen uns auf Richtung Las Lajas, wo heute Abend wohl ein wunderschöner Strand und Campingplatz auf uns wartet. Doch erstens kommt es anders, zweitens als man denkt. Nach knapp zwei Stunden Fahrt, blockiert Fränzis Vorderrad plötzlich. Auf den ersten Blick können wir nicht erkennen was los ist. Bis wir die Fronttaschen abnehmen und eine unangenehme Entdeckung machen; der Mittelpunkt des Rades, da wo sich auch der Dynamo befindet, ist etwas gebrochen. An ein weiter fahren ist nicht zu denken. Also laden wir alles ab und probieren per Anhalter in die nächste Stadt zu gelangen, die sich knapp 120km entfernt befindet. Dazwischen gibts so ziemlich gar nichts. Nach ein paar wenig motivierenden, kurzen Gesprächen mit anhaltenden Pickups und Kleinbussen, haben wir dann riesiges Glück. Ein überaus freundlicher und angenehmer Herr mit grossem Pickup hält an und nimmt uns gleich bis in die Stadt David mit! Das perfekte Fahrzeug und der perfekte Ort für uns. Wir unterhalten uns angenehm während der ganzen Fahrt. Dann lässt er uns um etwa 13 Uhr bei einem Fahrradgeschäft nahe des Stadtzentrums raus und wir sagen “Ciao”. Leider hat der Veloladen nicht das was wir brauchen. Deshalb gehen wir weiter und suchen uns erstmal eine Unterkunft. Gleich als wir einchecken beginnt es heftigst zu Regnen und Gewittern.

Hier mal einen Einblick wenn wir ein Hotelzimmer beziehen mit allem Hab und Gut samt Fahrräder. Fränzis Fahrrad ohne Vorderrad. Das ist schon beim Mech.

Wir bringen alles aufs Zimmer, duschen und klappern dann, als sich der Regen wieder gelegt hat, alle möglichen Bikeshops ab. Beim vierten werden wir dann endlich fündig. Auch sie haben zwar nicht genau das, was wir brauchen, können jedoch etwas liefern lassen und mein Rad ersetzen. Den Dynamo können wir jedoch vergessen. Und es dauert so mindestens 1 1/2 Tage, bis wir weiter können. Naja, dann bleiben wir eben noch eine zusätzliche Nacht hier. Davíd ist jetzt nicht gerade eine Perle. Vor allem dann, wenn wir daran denken, was uns in Las Lajas erwartet hätte. Aber die Leute sind nett und wir fühlen uns insgesamt sehr sicher hier. Was uns aber schon sehr wütend macht, ist die Tatsache, dass der Grund für den Bruch meines Rades die unfachmännische Handhabung des Velomechs in Cartagena sein muss. Er hatte den ganzen Dynamo auseinander genommen gehabt um ihn zu putzen und dann beim zusammenbauen wohl zu viel Druck ausgeübt. Und wir hatten ihn noch extra dafür bezahlt, für etwas, was wir eigentlich nicht hätten machen müssen. Wir wollten da alles auf Vordermann bringen um das nächste Reisejahr wieder frisch in Angriff nehmen zu können. Weit gefehlt. So stehen wir nun hier mit kaputtem Rad und nochmals einer Rechnung von etwa 100 Dollar für ein neues. Wir sind stinksauer und werden dem Mech in Cartagena wohl ein paar schlechte Reviews verpassen.

Tag 2 in David. Das Velo ist in der Werkstatt und wartet, genau wie wir, dass das neue Vorderrad geliefert wird. Es sollte morgen eintreffen – hoffen wir dass dem auch so ist. Denn David gewinnt sicherlich keinen Schönheitspreis. Der nette Pickup-Fahrer vom Vortrag sagte zwar, dass das Zentrum muy lindo sei. Wir fühlen uns aber beim erkunden des Dorfkerns viel eher an ein peruanisches Kaff erinnert als an etwas, was wir als muy Lindo bezeichnen würden. Panama Stadt wirkte modern und aufgeräumt, David ist dagegen wieder etwas schäbig und chaotisch.
Morgens bringen wir zuerst, die Dank der hohen Luftfüechtigkeit stets nasse, eindrücklich stinkende Kleidung in die Wäscherei. 5kg für CHF 4.50? Ja, David ist wahrlich kein touristischer Ort. Danach streifen wir durch den Ort auf der Suche nach geeigneten Essensmöglichkeiten. Die Preise sind hier höher als noch in Kolumbien, aber noch nicht ganz auf europäischem Niveau. Das kann man sicherlich auch über die Qualität sagen. Ein Mittagsmenu gibt es ab CHF 4.00. Abends sollte man dann das doppelte einplanen. Auffällig sind auch hier die amerikanischen Einflüsse. Es gibt viele Subways, MC Donalds, Burger Kings und desgleichen. Im Gegensatz zu Europa zahlt man hier in diesen internationalen Ketten aber gehobene Preise. Ein Besuch bei MC Donalds kostet schnell mal mehr, als in einem leicht gehobenen Restaurant zu essen. Den grössten Teil des Tages verbringen wir damit unseren Blog zu schreiben und Fotos zu ordnen. Dazu ist David wiederum perfekt geeignet. Ohne Angst etwas zu verpassen, kann man sich hier in ein Café setzten und ein paar Stunden tippen.
Abends gehen wir Chicken Wings essen und gönnen uns wieder mal eine Flasche Wein. Wie die einfährt! Uns fehlt immer mehr die Übung.

Tag 3 in David. Wir möchten heute über die Grenze nach Costa Rica fahren. Die Werkstatt sagte uns, dass das Rad vormittags eintreffen sollte. Um ca 10 Uhr haben wir alles gepackt und machen uns auf zur Werkstatt um sofort losfahren zu können, wenn das Vorderrad bereit ist. Als wir ankommen, ist das Rad schon da. Glück gehabt! Es dauert aber noch bis 12:30 bis wir wirklich losfahren können, denn sie müssen es noch auf Fränzis Gabel anpassen und die Bremse einstellen. In der Zwischenzeit erhalten wir viele gute Tipps von den freundlichen Mechanikern für Costa Rica und Kontakte in dessen Hauptstadt.
Dann geht es endlich los. Wir fahren weiter. Bis zur Grenze sind es 50km. Wir möchten auf keinen Fall zu spät eintreffen, denn: Grenze. Man weiss nie so genau, wie der Übertritt verlaufen wird, ob man lange warten muss und welche Überraschungen auf einen warten. Unterwegs essen wir zu Mittag, fahren (wie jeden Tag einmal) durch einen kurzen und heftigen Regenschauer und Fränzi hat wieder mal einen Platten. Sie fährt einen Nagel ein.

Kennen wir doch schon?

Um 16:30 fahren wir bei heftigem Regen über die Grenze. Die Ausreise aus Panama ist in 15 Minuten erledigt. Ein Beamter kontrolliert kurz unsere Fahrradtaschen (damit wir nichts illegales AUSführen?). Dies macht er indem er die Taschen von aussen abtätschelt… Profis bei der Arbeit.
Die Einreise nach Costa Rica verläuft sehr rasch und einfach. Das einzige was man im Voraus wissen sollte, ist dass man bei der Einreise einen Vermögensnachweis erbringen muss. Bedeutet, man muss 300 USD in Cash mit sich führen. Klingt absurd und ist eine Einladung an Taschendiebe? Ja. Gleichzeitig ist es aber auch eine sehr effektive Methode, arme Migranten auszuschliessen. Denn USD 300 sind je nach Nachbar ein kleines Vermögen! Sogar hier im hochpreisigen Costa Rica liegt der Mindestlohn bloss bei 500 USD/Monat. In Nicaragua ist es weniger. Da etwas auf die Seite zu legen, ist nicht so einfach.
Es regnet weiter wie aus Kübeln. Wir entscheiden uns gleich nach der Grenze zu zelten. Einzige Möglochkeit: ein bewachter Lastwagenparkplatz. Von Campingidylle keine Spur, unser Zelt steht zwischen Lastwagen auf einem grossen Kiesplatz voller Pfützen. Mit etwas Glück finden wir einen erhöhten Platz und können uns sicher sein, die Nacht über trocken zu bleiben. Auf dem Platz gäbe es sogar einen Unterstand. Komischerweise lässt uns, der sonst freundliche Besitzer, dort aber nicht kochen. Auch die anderen Gäste dürfen sich dort nicht aufhalten. So kommt es, dass wir unser Abendessen bei strömendem Regen unter einem abgestellten Lastwagenanhänger zubereiten und verzehren. Willkommen in Costa Rica!